Was hat Freiheit mit Sicherheit und Regelkonformität zu tun? Für mich sind es sehr individuelle, persönliche Empfindungen, die mit diesen Begriffen im Zusammenhang stehen. Als Beispiel dazu: Ich empfinde Freude beim Fliegen und geniesse die Freiheit, die mit der Flug über die Wolken bietet. Doch dieses Empfinden tritt nur ein, wenn ich mich sicher fühle und weiss, dass das Flugzeug technisch einwandfrei und der Pilot regelkonform unterwegs sind.
Wie ich als Rohstoffhändlerin tätig war, handelte ich mit Mineralöl, Stahl und Baumwolle. Ich liebte die internationale Dynamik, das Eingehen von Risiken, um dann erfolgreiche Geschäfte feiern zu können. Dabei musste ich die unterschiedlichsten Bereiche aktiv steuern und managen: die Qualität der Rohstoffe und deren Preis, die Logistik und Fracht (Oeltanker/Container), Devisen und die Zeit. Die Risikohöhe war mir überlassen: Geld verdienen oder verlieren konnte ich bei jedem Geschäft. Als Beispiel: In einem frühen Stadium sind die Einkaufspreise sehr volatil und abhängig vom Börsenkurs. Es ist also riskant zum Fixpreis zu verkaufen, bevor das Schiff den Hafen verlässt. Auf der anderen Seite geht es nur 3 Tage, bis die Schiffe den ARA Raum erreichen und die Ware verkauft sein muss. Risiken aktiv zu managen war also essentiell für den Geschäftserfolg. Diese Situation trug dazu bei, dass ich Entscheidungen sowohl mit dem Kopf wie auch mit dem Bauch treffen musste.
Wo viel Geld ist, da ist die Compliance ein grosses Thema. Wenn sich alle ehrlich und gerecht im Markt und im Unternehmen verhalten würden, wäre Compliance überflüssig. Daher sollte die Compliance wohldurchdachte, erfüllbare Richtlinien und Regeln aufstellen anstatt zu begrenzen und bereits im Vorfeld die Freude an der unternehmerischen Freiheit nehmen. Es ist ein gutes Gefühl, die Freiheit zu haben, bewusst Risiken einzugehen. Es bleiben genug Möglichkeiten offen, diese Risiken weiter zu reduzieren.
Was mich immer noch fasziniert ist der aktive Umgang mit den kaufmännischen Elementen des Risikomanagements. Es ist faszinierend, Unternehmen und deren Mitarbeitenden in ihrer Wohlfühlzone das grösstmögliche Freiheitserlebnis bieten zu können.
Wie viel Sicherheit es für die Freiheit braucht und wie sich das Risiko in Unternehmen aktiv gestalten lässt, hängt von mehreren Faktoren ab. Dies ist einerseits abhängig von der Branche, dem Land, den kulturellen Gegebenheiten und den Normen und Richtlinien. Dabei hat auch die Art und Weise, wie das Unternehmen geführt wird, grossen Einfluss.
In meiner Arbeit als CEO von wikima4 schütze ich Daten und wichtige Prozesse meiner Kunden. Dabei erlebe ich immer wieder, wie wichtig und richtig es ist, sich aktiv mit Risikomanagement zu beschäftigen. Nicht um zu verhindern, sondern um Komfortzonen für das Management und die Mitarbeitenden in einem Unternehmen zu schaffen.
Von Priska Altorfer
